Die Gefühls- und Körperarbeit

„Gefühls- und Körperarbeit ermöglicht, über den emotionalen Ausdruck der angerührten Gefühle, Rückverbindung zu primären Prägungen zu finden und sie zu integrieren. Dadurch wandeln sich die alten Muster zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst und tragen wesentlich zu erfüllenden Partnerschaften bei“ –

Willi Maurer

Viele körperliche Beschwerden, zwischenmenschliche Konflikte und wiederkehrende belastende Gefühle und Verhaltensweisen haben ihre Ursache in frühen Verletzungen. Je jünger wir sind umso abhängiger sind wir von Bezugspersonen und umso verletzlicher sind wir. Aus diesem Grunde sind viele Verletzungen, die uns heute noch stark belasten und beeinflussen in der frühen Kindheit, bei der Geburt oder sogar vorgeburtlich entstanden.

Dieser Schmerz und auch alle angenehmen Erfahrungen sind in jeder Zelle gespeichert, man nennt dies auch Zellgedächtnis.

Wenn ein Kind geboren wird, braucht es, dass seine Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit, Geborgenheit, Schutz, menschlicher Nähe, Berührung, Nahrung und Kleidung befriedigt werden. Geschieht dies nicht, beispielsweise durch Trennung von Mutter und Kind (unmittelbar nach der Geburt oder später) so erlebt das Kind Verlassenheit, Ohnmacht und eine unermessliche Einsamkeit. Es zeigt seine Bedürfnisse und erlebt, dass nicht oder nicht adäquat und vor allem, dass die Mutter, die es so nötig bräuchte, nicht darauf eingeht.

Diese Erfahrung führt zu der grundlegenden Prägung: „Wenn ich meine Bedürfnisse zeige reagiert niemand.“ Um sich vor dem immensen Schmerz der Einsamkeit zu schützen beginnt es seine Bedürfnisse nicht mehr zu zeigen und später ist es sogar nicht mehr in der Lage sie zu fühlen.

Mit anderen Worten: Es resigniert und das Grundlebensgefühl: „Es geschieht ja sowieso nicht das, was ich brauche„ entsteht und begleitet diesen Menschen auch im späteren Leben.

Die meisten Menschen die so eine traumatische Trennung von der Mutter erlebt haben, merken nicht wie wenig sie ihre Bedürfnisse spüren und erfüllen können. Sie leiden vielmehr unter einem Gefühl der Leblosigkeit, Antriebslosigkeit, Sinnlosigkeit und Freudlosigkeit….

In der Gefühls- und Körperarbeit führen Gefühle und Körperempfindungen, wenn sie in voller Intensität in einem geschützten Rahmen ausgedrückt werden zu diesen prägenden Verletzungen. Das oben genannte Zellgedächtnis wird aktiviert. Das gefühlsmäßige Wiedererleben dieser Verletzung und das anschließende „Neuschreiben“der Vergangenheit und das „Nachnähren“ führen dazu, dass ein wesentlicher Teil der Verletzung aufgelöst werden kann.

Wenn wir beim obigen Beispiel bleiben zeigt sich die Veränderung im Leben dieses Menschen so, dass er wieder in der Lage ist seine Bedürfnisse zu spüren und sich für sie einzusetzen.

Das Grundlebensgefühl ändert sich von „ es geschieht ja sowieso nicht das, was ich brauche“ zu

„Wenn ich fühle und ausdrücke, was ich brauche, geschieht, das was ich brauche !“.

Das weckt die Lust aktiv und kreativ am Leben teilzunehmen. Das Leben fühlt sich wieder lebendig und lebenswert an.